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Warum die Bundeswehr auf den Airbus A400M setzt
Testpilot spricht im VDI-Vortrag von seinen Erfahrungen mit dem Transportflugzeug als Erprobungsträger
07/06/2024
Der Airbus A400M gehört zu den vielseitigsten Transportflugzeugen im militärischen Einsatz. Die Maschine wurde für den Transport von Truppen, Material und für Luftbetankungsmissionen konzipiert, dient als Ersatz für ältere Modelle wie die Transall C-160 und bietet verbesserte Kapazitäten in Bezug auf Nutzlast, Geschwindigkeit und Reichweite. Mit vier Turboprop-Triebwerken erreicht sie eine maximale Geschwindigkeit von 750 km/h und kann auch von kurzen, unbefestigten Pisten operieren.
Jens Meyer kennt das Fluggerät aus dem ff: Der 50-Jährige ist Oberstleutnant bei der Bundeswehr und als Testpilot bereits seit Einführung des A400M bei der deutschen Luftwaffe im Jahr 2014 mit dem Modell befasst.
Im VDI-Vortrag Anfang Juni berichtet der Dezernent Lufttransport WTD 61 von seinen Erfahrungen aus dem Betrieb des A400M als Erprobungsträger.
Meyers Einsatzort: die Wehrtechnische Dienststelle WTD 61 in Manching bei Ingolstadt, eine der größten Einrichtungen der Bundeswehr für die Erprobung militärischen Fluggeräts.
Auf dem großflächigen Gelände im Oberbayerischen ist auch eine Division von Airbus Defence & Space angesiedelt, Hersteller des A400M und mit 8.000 Mitarbeitenden vor Ort.
Eigene Lufträume, eigene Flugzeuge: Perfekte Bedingungen für den Erprobungsbetrieb
Zwei Start- und Landebahnen, Hoverlane, Werften, Triebwerksprüfstände, stationäre und mobile Messtechnik, Nachtsichthalle: „Wir haben in der WTD 61 beste Voraussetzungen für unseren Auftrag“, sagt Jens Meyer.
Dieser umfasst die Qualifizierung und fachtechnische Bewertung aller neu entwickelten fliegenden Systeme der Bundeswehr und der Änderungen an Luftfahrzeugsystemen, die bereits in der Nutzung sind.
Auch eigene Lufträume und Flugzeuge gehören zur Ausstattung der Wehrdienststelle in Manching, wo aktuell 600 Bedienstete beschäftigt sind, – eine wichtige Grundlage für den Erprobungsflugbetrieb, weiß OLT Jens Meyer.
Das Transportflugzeug A400M gehört zu den zahlreichen Luftfahrzeugen, die die WTD 61 als Erprobungsträger betreibt. Der Hochdecker mit vier Propellermotoren, Druckkabine und Heckfrachttor ist als strategisches und taktisches Transport- und Tankflugzeug konzipiert.
Es kann Personal und Material transportieren und absetzen. Im Laderaum finden bis zu 116 Personen Platz ebenso wie ein Kampfhubschrauber Tiger, drei Geländewagen vom Typ Wolf oder ein Schützenpanzer Puma.
Neben dem reinen Lufttransport wird der A400M auch als fliegende Tankstelle eingesetzt. So können andere Luftfahrzeuge wie der Eurofighter im Flug an den A400M andocken und bei über 500 km/h betankt werden.
Weitere Anwendungen und Systeme für das Airbus-Produkt werden in Manching getestet, die Maschine kontinuierlich weiterentwickelt.
Abnahme, Absetztechnik, Zertifizierung: Das Projekt A400M in Manching
Dafür gibt es unter anderem das A400M Flight Test and Evaluation Center (AFTEC), das zusammen mit Hersteller Airbus an der lebenszeitbegleitenden Erprobung und Entwicklung der Transportmaschine arbeitet. Getestet werden Anforderungen wie die Envelope-Expansion beim Taxiing, die Integration von Schutzsystemen zur militärischen Flugabwehr (DIRCM) oder aber das zukunftsweisende Projekt UAV Launcher (FuT), das den A400M als Abschussrampe für einen Drohnenschwarm erprobt.
Auch an der Absetztechnik wird gearbeitet: Die Integration neuer Fallschirme, das Absetzen von Booten oder neue Sauerstoffsysteme für Springer sollen die Einsatzmöglichkeiten des A400M weiter verbessern.
Jede Veränderung muss dabei neu zertifiziert werden: Die CQO Certification Organisation dokumentiert Nachbesserungen sowie neue Fähigkeiten. Aktuelle Beispiele: Airdrop im Instrumentenflug (IMC), Ramp-Door-Opening bei 200 FL.
Auch die Abnahme neuer und überarbeiteter Flugzeuge gehört zum Aufgabengebiet der Wehrdienststelle in Manching. 46 A400M hat die Bundeswehr seit 2014 abgenommen, bis auf 53 Maschinen soll die Flotte künftig anwachsen, berichtet Meyer.
Sein Fazit nach zehn Jahren Projektarbeit mit dem Transportflugzeug: „Der A400M ist ein Multitool, das hält, was es verspricht.“
Aerodynamik und Cockpit seien State-of-the-Art, das Triebwerk sei weiter verbessert worden und habe sich mittlerweile bewährt.
Daher stehen in Manching jede Menge Zukunftsprojekte mit dem A400M auf dem Plan: die Weiterentwicklung des Cockpits, das Absetzen von Lasten im Ausziehverfahren oder die Erprobung neuer Laserschutzsysteme – Jens Meyer wird mit dem vielseitigen Transporter noch einige Zeit zu tun haben...
GA
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